Freitag, 30. September 2016

50 Essential Punk Songs of the 90s - Part 1 (41 - 50)

Wenn die Leute von den 90ern reden, denken viele nur an Haddaway, David Hasselhoff und Euro Dance. Ich dagegen denke an Meilensteine der Musikgeschichte wie Nevermind, Blood Sugar Sex Magic oder Smash. Ich denke an eine Zeit als die Vans Warped Tour noch nichts von den Worten Emo und Metal Core gehört hatte. Ich denke, neben einigen anderen Sachen, auch an großartigen Punk Rock, der besser war als der Ruf, den er im folgenden Jahrzehnt hatte. Denn Mitte/Ende der 00er Jahre machte man sich plötzlich gerne über blink-182, The Offspring und Green Day lustig und Nirvana verlor für kurze Zeit an Relevanz. Doch diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei.


Ein signifikanter Unterschied zwischen 90er Punk und 90er Pop ist übrigens auch, dass ich mich beim schauen der alten Videos immer wieder frage, warum wir nicht mehr so cool aussehen wie die Skatepunks damals, anstatt laut aufzulachen wie über die Raver der damaligen Zeit.


Wie auch immer ... seit ein paar Jahren haben wir die 00er ja nun schon überwunden und inzwischen erinnern wir uns wieder gerne an die damalige Zeit. Auch ich erinnere mich in den letzten Jahren verstärkt an die alten Klassiker und präsentiere deswegen hier in 5 Teilen meine persönliche Liste von 50 essentiellen Punk Songs der 90er:

Teil 1: Die Plätze 41 - 50


41. Danzig (US) - Mother (1988 / 1993)

Ok, es ist legitim darauf hinzuweisen, dass der größte Hit von Danzig eigentlich aus den 80ern stammt. Glenn Danzigs damals neue Band "Danzig" lieferte 5 Jahre nach dem Split seiner ersten Band Misfits bereits auf ihrem ersten Album den größten Hit ihrer Karriere ab und ich wage mal die Prognose, dass auch kein Song mehr kommen wird, der auch nur ansatzweise an "Mother" heranreicht.

So, die Frage bleibt, warum in dieser Liste? Ganz einfach: Als Mother 1988 erschien, war der Song nicht annähernd so populär wie heute. Das Video war (für damalige Verhältnisse) verstörend und wurde von MTV nicht gezeigt. Der Song und das Album waren zwar in Metal und Punk Kreisen durchaus einer gewissen Fangemeinde bekannt, aber ein Star war Danzig noch lange nicht. Dies änderte sich, als 1993 die E.P. "thrall-demonsweatlive" erschien. Als Leadsingle fungierte eine aktuelle Version von Mother, die "Mother '93" genannt wurde. Es wurde ein neues Video gedreht und dieses schaffte es auch auf MTV - ja damals war das tatsächlich noch wichtig für den Erfolg einer Band. Fragt mal Metallica warum sie angefangen haben Musikvideos zu drehen.
Und so kam es wie es kommen musste, Mother wurde ein Hit und sowohl "thrall-demonsweatlive" als auch das Debütalbum "Danzig" mit der Originalversion von Mother erreichten Gold- und später Platinstatus.

Danzig wurde ein Star und die Misfits wurden 10 Jahre nach ihrem Ende Legenden.

Inzwischen haben Danzig 10 Alben veröffentlicht. Ein neues Coveralbum mit Songs von Elvis soll dieses Jahr noch als Nachfolger des letztjährigen Coveralbums "Skeletons" (mit Lieblingssongs von Glenn Danzig) erscheinen. Parallel dazu gaben die Misfits ihre ersten beiden Konzerte im Original Lineup mit Glenn Danzig, Jerry Only und Doyle Wolfgang von Frankenstein seit 33 Jahren...



42. Hi-Standard (JP) - Growning Up (1996)

Auf nach Japan, denn auch hier ist man verrückt nach Gitarrenmusik. Wer z.B. mal ein Video von einen Auftritt von Marilyn Manson in Japan gesehen hat, kriegt einen Eindruck, wie es da abgehen muss. Und natürlich lieben die Japaner auch Bands wie blink-182, Rancid oder NOFX und so war es klar, dass es auch einen japanischen Ableger für klassische Cali Punk Mucke geben muss!
Tada - hier ist er: Hi-Standard! 1993 gegründet, veröffentlichten sie bis 2001 insgesamt vier Alben und 2 E.P.s, die alle auf Fat Wreck Chords erschienen. Dazu kam eine Splitsingle mit der deutschen Band WIZO.

Besonders erfolgreich war das erste Album "Growing Up", das auch den gleichnamigen Song als Leadsingle beherbergte. Immerhin 100.000 Einheiten verkaufte die Band International - 600.000 kamen in Japan dazu. In der Folgezeit spielten sie ausverkaufte Konzerte in Japan und gingen u.a. mit NOFX, No Use For A Name und WIZO in Europa und den USA auf Tour.

Zwar legte die Band 2000 eine dauerhafte Pause ein, doch spielen sie inzwischen regelmäßig Konzerte in Japan und waren auch bei der großen "Fat Wreck Chords 25th Anniversary" Show in Tokyo dabei - als dritter Headliner neben NOFX und Lagwagon.

Ach ja und der Song: Einer von vielen in dieser Liste zum Thema Punk und Erwachsenwerden...



43. The Vandals (US) - Euro-Barge (1998)

The Vandals - eine verdammt legendäre und gleichzeitig unterbewertete Band! Schon 1980 in Huntington Beach, Ca. gegründet gehören sie neben Descendents, Bad Religion, Black Flag, T.S.O.L., X, Germs, Suicidal Tendencies, The Dickies und Social Distortion zu den Urgesteinen der südkalifornischen Punk Szene. Dabei waren sie so ziemlich die ersten, die sich eher humoristischen als politischen Themen widmeten.

Ihre erste E.P. "Peace thru Vandalism" erschien 1982 und gehört zu den allerersten Veröffentlichungen von Epitaph Records! Um genau zu sein waren The Vandals die erste Band nach Bad Religion, die eine Platte über das Label von Brett Gurewitz herausbrachte. Der Song "Urban Struggle" von der E.P. wurde auch ihr erster Minihit beim Radiosender KROQ aus Los Angeles und später sogar für Werbespots genutzt.
Später folgten Veröffentlichungen auf Nitro Records (dem Label von The Offspring) und dem eigenen Label Kung Fu Records (auf dem auch schon Platten von The Ataris, Useless ID, Tsunami Bomb, blink-182 und MXPX erschienen).


Größere Bekanntheit erreichten sie dann auch tatsächlich durch ihr Signing bei Nitro Records, denn so waren sie eine der Bands, die beim großen Cali Punk Rock Breakout Mitte der 90er von Bands wie Green Day, Sublime, No Doubt oder The Offspring einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurden. Sie gingen in den USA und Europa auf Tour und supporteten u.a. No Doubt. Der Song "Oi To The World" vom gleichnamigen Weihnachtsalbum der Vandals wurde übrigens später von No Doubt inklusive Musikvideo gecovert.

In die Popkultur gelangten sie derweil durch ihren Bassisten Joe Escalante. Der begann einen Job beim Fernsehsender CBS und wie es so ist, wenn man in LA in die richtigen Kreise gerät - es ergeben sich Chancen. So ersetzte Keanu Reeves Escalante bei einem Konzert am Bass von The Vandals und Schauspieler Giovanni Ribisi trug ein Vandals T-Shirt in einer Folge von Akte X. Joe Escalante selber spielte drei Jahre lang als Gitarrist bei Oingo Boingo - der Band von Danny Elfman, dem legendären Schöpfer unzähliger Film- und Serienmusik. U.a. kreierte Elfman die Musik für so gut wie alle Tim Burton Filme (inklusive A Nightmare Before Christmas) sowie die Titelmelodie der Simpsons.

Der letzte Release der Band stammt zwar aus dem Jahr 2004, aber sie spielen dennoch weiterhin Konzerte (u.a. 2014 bei den "Summer Nationals" mit The Offspring, Pennywise und Bad Religion) während Joe Escalante auch weiterhin sein Label Kung Fu betreut.

Der Song, den ich für diese Liste ausgewählt habe ist der erste, den ich jemals von The Vandals gehört habe. Es handelt sich dabei um "Euro-Barge" vom erfolgreichsten und populärsten Album der Band "Hitler Bad, Vandals Good". Vertreten war er - wie so viele - auf dem Soundtrack des ersten Teils vom Videospiel Tony Hawk's Pro Skater...




44. Die Toten Hosen (DE) - Pushed Again (1999)

Ok, hier sind wir nun. Eigentlich wollte ich nicht, dass es soweit kommt, doch es ist geschehen. Die Toten Hosen haben es in meine Liste geschafft. Viel muss ich über die Band aus Düsseldorf wohl nicht mehr sagen. 1982 gegründet, Deutschpunk-Urgestein, Campino ist mein Nachbar, blablabla. Irgendwie habe ich Die Toten Hosen mal ein wenig gemocht, das war vor ca. 15-20 Jahren. Inzwischen betrachte ich die Band mit einer Mischung auf Verachtung und Ignoranz. Auf gute Nachbarschaft, Campino - prost!

Doch bevor Die Toten Hosen anfingen Schlager zu machen, machten sie in den 80ern und 90ern durchaus relevante Musik mit weltweiter Aufmerksamkeit. Heute schreibt ihnen Marteria Pophits, damals machten sie Lieder mit Bad Religion, Ronnie Biggs, Joey Ramone, Johnny Thunders oder Captain Sensible (The Damned).

Und so verhielt es sich auch bei einem Song aus den 90ern, den ich wirklich auch heute noch feiere. Es handelt sich dabei um "Pushed Again", entstanden in Kooperation mit T.V. Smith und damals auf Heavy Rotation bei VIVA und MTV - zumindest in Deutschland. Es sind Songs wie dieser, die mich dem Punk Rock geöffnet haben, als ich zwischen 14 und 17 war und dafür muss ich der Band dankbar sein. Allerdings sangen sie damals auch nicht Sachen wie "Linkin spielen im Park, und wir am Ring" sondern:

"Why should I go where everyone goes?
Why should I do what everyone does?
I don't like it when you get too close,
I don't wanna be under your thumb.

I'm feeling pushed again pushed again.
I'm feeling pushed again pushed again."



45. Fenix*TX (US) - All My Fault (1999)

1995 unter dem Namen Riverfenix in Houston, Texas gegründet, fingen sie sehr früh an Shows in der lokalen Szene zu spielen - darunter Auftritte als Support für Bands wie Good Riddance und Goldfinger. 1996 nahmen sie ihre erste E.P. auf.
Bereits das 97er Debütalbum "Riverfenix" (auf Drive-Thru Records) war mit mehreren Tausend verkauften Kopien ein Achtungserfolg und brachte der Band immerhin die Aufmerksamkeit von Mark Hoppus ein, dessen Schwester zu der Zeit eines der Mitglieder von Riverfenix datete. Mark wurde sogar Manager der Band und durch den plötzlichen und recht überraschenden Megaerfolg seiner eigenen Band blink-182 im Jahr 1999 leckte sich das Major Label MCA, auf dem blink-182s "Enema of the State" erschien, die Finger nach allen Pop Punk Bands, die nicht bei drei auf den Bäumen waren. Allerdings hatten Riverfenix einen Vertrag mit Drive Thru, die damals auch New Found Glory entdeckt hatten und ihr Stück vom Pop-Punk-Kuchen abhaben wollten. Außerdem hatte die Band ein großes Problem. Die Angehörigen des verstorbenen Schauspielers River Phoenix wollten ihnen den Bandnamen verbieten.

Nun ja, ich würde das hier wohl nicht schreiben, wenn es nicht für beide Probleme eine Lösung gegeben hätte. Riverfenix aus Houston, TX änderten ihren Namen in Fenix*TX und MCA einigte sich auf einen Vertriebsdeal mit Drive Through. So kam es, dass Fenix*TX aus den meisten Songs von "Riverfenix" und zwei neuen Liedern das Album "Fenix*TX" bastelten und 1999 veröffentlichten. "All My Fault" wurde ein veritabler Pop-Punk-Hit mit viel Airplay in Radio und Fernsehen. Außerdem wurde der Song im Highschool-Film "Jailbait" (2000) gespielt. Die Band hatte zudem einen Auftritt im Film. Ganz sicher hat auch der Gastauftritt von Mark Hoppus im Musikvideo zu "All My Fault" nicht geschadet...

Nach nur einem weiteren Album ("Lechuza" aus dem Jahre 2001) war dann allerdings erst einmal Schluss für die Band. 2002 trennten sie sich.

Doch auch hier ging es irgendwie nicht ganz ohne Musik. 2005 kamen sie wieder zurück und spielten wieder regelmäßig Konzerte, u.a. mit No Use For A Name. 2012 kamen dann nach über 10 Jahren die ersten drei neuen Songs - allerdings nur auf der Soundcloud Seite der Band. Doch genau heute am 30.09.2016 erschien endlich die Comeback-E.P. von Fenix*TX namens "CRE-EP".




46. Fugazi (US) - Merchandise (1990)

Der Sprung von 1999er Pop Punk zu 1990er Post-Hardcore Punk könnte kaum größer ausfallen.
Wir machen also einen wirklich grooooßen Sprung von Houston nach Washington DC zu einem der Urgesteine des American Hardcore: Ian MacKaye himself. Gründer von Dischord Records und Sänger der Legendären Minor Threat!

4 Jahre nach dem Ende dieser Straight Edge Pioniere, fand Ian, dass es Zeit für etwas Neues war. Er schnappte sich neue Mitstreiter und veröffentlichte sogleich neues Material in Form von Demos und E.P.s. Die meisten auf dem eigenen Label Dischord, eine E.P. aber auch bei Nirvanas Heimatlabel Sub Pop. Ihr bis heute bekanntester Song ist wohl "Waiting Room" von der selbstbetitelten E.P. aus dem Jahr 1988. 1990 war es dann schließlich soweit für das Debütalbum der Band: Repeater.

Das Album war laut, komplex und aggressiv. Es wunderte kaum, dass es am Anfang kein Kassenschlager war und auch nicht in den Billboardcharts landete. Dennoch erhielt es von Anfang an positive Kritiken. Fugazi gingen exzessiv in den USA und Europa auf Tour und spielten zwischen 1990 und 1991 sage und schreibe 250 Konzerte - die meisten davon in ausverkauften Hallen vor mindestens 1000 Zuschauern. Nach und nach stiegen die Verkaufszahlen des Albums deutlich und erreichten zwischenzeitlich die Marke von 300.000, was wiederum die Aufmerksamkeit diverser Major Labels auf die Band zog. Fugazi blieben sich aber treu und verließen Dischord nicht. Eine gute Entscheidung.

Bis heute wurde das Album mehr als 2.000.000 Mal verkauft (davon 1.000.000 Mal in den USA) und gilt als eines der wegweisendsten und wichtigsten Alben der 90er. So äußerten sich jedenfalls u.a. die Magazine Spin, Alternative Press, Kerrang!, LostAtSea und Pitchfork. Außerdem ist es eines der Alben aus dem Buch "1,000 Recordings to Hear Before You Die" von 2008 und nicht wenige sehen Repeater und Fugazi als Vorreiter für Bands wie Nirvana und Pearl Jam, die nur ein Jahr später mit den Alben "Nevermind" bzw. "Ten" Alternative Musik in die Charts brachten und zu Multimillionen-Sellern wurden.

Bis 2001 veröffentlichten Fugazi 5 weitere Alben und 1 E.P., seit 2003 ruht die Band offiziell.

Wie es sich für einen Release von Ian MacKaye gehört gab es damals natürlich keine Videos für das Album und es hat auch keine Hits. Viel mehr muss man Repeater als Gesamtkunstwerk sehen. Dennoch habe ich einen Song ausgewählt, der damals wie heute zu den beliebtesten des Albums gehört und u.a. von Face To Face gecovert wurde. Bühne frei für ein großes Stück Punk Rock History:




47. Face To Face (US) - Disconnected (1992 / 1993 / 1994 / 1995)

Face To Face entstanden 1991 aus der (unbekannten) eher Metal orientierten Band "Zero Tolerance" an der George Air Force Base in Victorville in Kalifornien. Mit der Umbenennung änderte die Band ihre musikalische Ausrichtung und machte fortan Punk Rock. So begannen sie Konzerte in Orange County und dem Rest von Südkalifornien zu spielen. Schnell wurden Face To Face neben Bands wie The Offspring, Guttermouth oder den Voodoo Glow Skulls eine der beliebtesten Underground-Punk-Bands der Gegend.

Bereits ihr erstes Album " Don't Turn Away" (Dr. Strange Records) aus dem Jahr 1992 beinhaltete ihren größten Hit "Disconnected", der im Jahr 1993 als 7'' Single von Fat Wreck Chords noch einmal veröffentlicht wurde. Es dauerte allerdings bis das Major Label Victory Music (eine Tochter den früheren Elektronik-Herstellers JVC aus Japan - nicht zu verwechseln mit Victory Records) den Song in einer Remix Version auf der E.P. "Over It" (1994) veröffentlichte. Diese zweite Version wurde ein lokaler Hit auf KROQ und führte dazu, dass Face To Face den Song neu aufnahmen und diese dritte Version auf ihrem zweiten Album "Big Choice" (1995) zum vierten Mal veröffentlichten. Für Version drei wurde schließlich ein Musikvideo gedreht und der Song landete auf Platz #39 der US Billboard Charts. Im gleichen Jahr war der Song in den Filmen "Tank Girl" und "National Lampoon's Senior Trip" (dt.: "Die Chaos-Clique auf Klassenfahrt", später auch "National Lampoon's Klassenfahrt") zu hören. Es folgten Touren mit NOFX, The Mighty Mighty Bosstones und The Offspring sowie Auftritte auf der Vans Warped Tour.

In den Folgejahren erschienen 5 weitere Alben, bis sich die Band nach einer Abschiedstour mit My Chemical Romance 2004 in eine Pause von unbestimmter Dauer verabschiedete.

2008 kamen die Jungs allerdings bereits wieder und haben zwei weitere Alben veröffentlicht. Album Nummer 10 "Protection" erschien in diesem Jahr auf Fat Wreck Chords.




48. Strung Out (US) - Mind Of My Own (1998)


Strung Out wurden 1989 in Sim Valley in Kalifornien gegründet und gehören zu den ersten Bands, die von Fat Mike für sein Label Fat Wreck Chords entdeckt wurden. Sie blieben dem Label bis heute treu und veröffentlichten inzwischen 10 Studioalben, 3 Compilations und 1 Livealbum.

Strung Out mischen ihren Melodic Punk Rock mit Progressive Rock und Metal wodurch ihr Sound ein deutliches Alleinstellungsmerkmal bekommt. Besonders ihr Album "Twisted by Design" gilt als Meilenstein für die Band, da es genau diesen Sound entwickelte, für den Strung Out bis heute bekannt sind. Für den Song "Mind Of My Own" von diesem Album wurde ein Video gedreht und da der Song gleichzeitig mein Lieblingssong der Band ist, fiel die Auswahl an dieser Stelle nicht schwer...



49. Propagandhi (CA) - Anti Manifesto (1993)

Kommen wir nun (Achtung Spoiler-Alarm!) zur einzigen Kanadischen Band dieser Liste: Die aus Portage la Prairie in Manitoba stammenden Propagandhi.

Bereits 1986 gegründet durften sie schon bei einem ihrer ersten Konzerte als Support von Fugazi auftreten (ironischer Weise habe ich - ohne von dem Auftritt zu wissen - später lange Zeit Fugazi und Propagandhi immer wieder verwechselt). Parallel zu vielen weiteren Konzerten nahmen sie mehrere Demos auf, bis sie schließlich 1992 im Vorprogramm von NOFX landeten. Fat Mike war so beeindruckt von der Performance der Band, dass er sie für sein Label Fat Wreck Chords signte. 1993 erschien dort das Debütalbum der Band "How to Clean Everything", das heute bei einigen Kritikern als eines der besten Punk Alben des Jahres gilt. Der erste Song der Platte nennt sich "Anti-Manifesto" und war gleichzeitig auch auf dem ersten Fat Wreck Sampler "Fat Music For Fat People" (1994) vertreten, wo ich ihn ein paar Jahre später kennenlernte.

Im Gegensatz zu vielen anderen Bands der 90er, besonders aus der Szene in Kalifornien, sind Propagandhi - wie der Name schon vermuten lässt - recht politisch. Ihre Gesinnung ist sehr links bis Anarchistisch und sie behandeln Themen wie Veganismus, die Menschenrechte, Sexismus, Rassismus, Nationalismus, Homophobie, Imperialismus, Kapitalismus und Religion. Über die Jahre ist ihr Sound nicht mehr ganz so Skate-Punkig, sondern heavier geworden. Aber auch nach inzwischen 30 Jahren hat die Band nicht an Relevanz verloren, wenn gleich sie mit gerade einmal 6 Alben einen eher kleinen Output vorzuweisen hat.



50. Terrorgruppe (DE) - Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland (1997)

Kommen wir nun nach Kreuzberg. Zu einer Band, die in der deutschen Szene eigentlich ein Nachzügler war, als sie 1993 in Berlin gründet wurde.

Bereits auf dem Album "Musik für Arschlöcher" machte die Terrorgruppe jedoch klar in welche Richtung es mit der Band gehen sollte. Politische Lieder, die die Leute anpissen und trotzdem einen gewissen Pop-Appeal nicht vermissen lassen. Stark politischer Pop Punk kann man sagen.
Spätestens ab 1998 gelangte die Band zu deutschlandweiter Bekanntheit und ging u.a. mit NOFX, Die Toten Hosen, Die Ärzte, ZSK und WIZO auf Tour.

International wurde es, als "Über Amerika" beim Amerikanischen Label BYO (u.a. The Bouncing Souls, 7 Seconds, Swingin' Utters, Me First and the Gimme Gimmes und natürlich die legendäre BYO Split Series) sowie beim Britischen Label Cargo Records (u.a. blink-182 und The White Stripes) erschien. 2000 folgte das Album "1 World 0 Future" auf Epitaph. Seit dieser Zeit veröffentlichen sie auch gelegentlich Songs auf englisch. 2002 kam dann sogar eine Split-10'' mit Dee Dee Ramone himself.

2005 löste sich die Terrogruppe zwar auf und widmete sich anderen Projekten - u.a. The Bottrops und Songs mit K.I.Z. - doch seit 2013 sind sie wieder da. Das 2016er Album "Tiergarten" landete immerhin auf Platz 28 der deutschen Charts.

Zum Song: Seit jeher gehört "Deutschland muss sterben, damit wir leben können" zum guten Ton im Deutschpunk. Daran kann auch nicht ändern, dass die Deutschen zuletzt das beliebteste Volk der Welt wurden. Auch nicht, dass Deutschland diverse Male zum "besten Land der Welt" gewählt und Angela Merkel mehrfach zur mächtigsten Frau der Welt gekürt wurde. Und die weltweite Beliebtheit Berlins als eines der Top-Urlaubsziele Europas nützt schon mal gar nichts - eher im Gegenteil ... So knallte uns die Terrorgruppe 1997 genau in diesem Spirit einen politisch aufgeladenen Skateboard-Soundtrack als MCD vor den Latz, der bis heute einer der Kulthits der Band ist.

"Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland, Europa, Amerika, die Welt" kann man auch so verstehen: Meine persönliche Freiheit ist wichtiger als die öffentliche Ordnung. Amen.



Bonus Track: Die Ärzte (DE) - Schrei nach Liebe (1993)

Die Ärzte ... neben Die Toten Hosen eine der beiden bekanntesten und erfolgreichsten Punk Bands Deutschlands. Dennoch haben sie es geschafft im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Bands absolut keine Relevanz im nicht-deutschsprachigen Ausland zu erringen. Eigentlich sollte diese Liste allerdings International relevant bleiben, was sie bis auf diese Ausnahme auch ist.
Aber immerhin haben Die Ärzte insgesamt ca. 7.000.000 Platten in Deutschland, Österreich und der Schweiz verkauft. Außerdem gibt es ein Land, das zuverlässig empfänglich für Punk Rock aus dem Westen ist: Japan. Die Ärzte haben tatsächlich eine Compilation für den Japanischen Markt mit japanischen Versionen einiger Songs veröffentlicht.Nun denn, ich habe mich also entschieden aus "Schrei nach Liebe" einen Bonus Track zu machen.

Als die Ärzte 1982 von Farin Urlaub und Bela B. gegründet wurden, distanzierten sie sich relativ schnell von der politischen, aber oft auch primitiven und aggressiven, Ausrichtung der damals aktuellen Deutsch-Punk-Szene. Statt dessen wollten sie lieber technisch anspruchsvolleren Punk mit viele Pop-Appeal und Humor spielen. Dass sie dennoch zu einer Kultband in der Szene wurden, war genau diesem sehr speziellen Humor geschuldet. Sie schafften das Kunststück gleich drei Alben zu veröffentlichen, die wegen verschiedener Songs in Deutschland indiziert wurden. Das passierte damals wie heute sonst eher Nazi-Bands. Aber natürlich sind Die Ärzte keine Faschoband - ganz im Gegenteil. Bei den Ärzten handelten die indizierten Stücke viel mehr von Sex mit Geschwistern und Hunden sowie von einem Monster, das dich im Schlaf frisst. Außerdem gab es Songs die SM-Praktiken beinhalteten und einen Song über den damaligen Bundeskanzler der BRD, der angeblich seine Frau misshandelte. Das Album "Ab 18" erreichte sogar Platz 33 der deutschen Albumcharts, obwohl es indiziert war (und ist) und somit nicht beworben werden durfte! Auch ich gelangte irgendwann in den 90ern an eines der begehrten Exemplare und musste viele Kopien davon an meine Freunde verteilen. 1988 war allerdings erst einmal Schluss mit Die Ärzte. Bis dahin hatte die Band mit "Gehn wie ein Ägypter" und "Westerland" immerhin zwei Hitsingles am Start, verlor aber nach und nach an Erfolg und scheinbar auch an Spielfreude.

Doch das war nicht aller Tage Abend, denn richtig durch die Decke gingen Die Ärzte erst nach dem Comeback 1993 mit dem neuen Bassisten Rod. In den Jahren der Auflösung verkauften sich die Platten der Band - wie so oft - besser als vorher und auch das erste Album nach dem Comeback wurde ein voller Erfolg. "Die Bestie in Menschengestalt" enthielt u.a. den Song "Schrei nach Liebe", der zu einem Fan-Favorite wurde. Die lautstarke Ansage gegen Nazis in Form von "Arschloch! Arschloch!" rufen, gehört noch heute zu einem Muss einer jeden Ärzte-Show und wird von jedem Fan enthusiastisch mitgebrüllt. Coverversionen des Songs gab es später von Callejon und Die Toten Hosen.

Inzwischen gehören Die Ärzte zu den erfolgreichsten Bands Deutschlands und haben sich längst von der Punk Szene emanzipiert, auch wenn sie für alte Fans wie mich ewig eine Punk Band bleiben werden.




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