Sonntag, 12. Januar 2014

10 Best Records of 2013

Es wird Zeit für einen kleinen Rückblick. Ich habe mal meine persönliche Liste der wichtigsten Alben & EPs 2013 zusammengestellt:


1. Barb Wire Dolls - Slit

Die Barb Wire Dolls sind das nächste große Ding im Punk Rock - PUNKT. Ich war seit Cerebral Ballzy bei keiner Band mehr so sicher, dass wir hier die Zukunft des Punk Rock vor uns haben.
Barb Wire Dolls stehen für alles was im Punk Rock so lange verloren schien. Sie sind dreckig, schnell, laut und sexy. Trotz ihrer Griechischen Herkunft verbinden sie gekonnt die drei wichtigsten Einflussregionen des Punk: London, New York City und Los Angeles - gerade so als hätten sie ihr ganzes Leben dort verbracht. Durch den Umzug von Athen nach LA gelang es ihnen gemeinsam mit Steve Albini (u.a. Nirvana, Pixies, Helmet, Bush, Neurosis, Iggy & The Stooges) eines der aufregendsten Punk Debütalben der letzten 20 Jahre aufzunehmen.
Außerdem könnte Sängerin Isis Queen endlich die Lücke ausfüllen, die Brody Dalle hinterlassen hat als sie 2006 The Distillers auflöste.



2. Young Rebel Set - Crocodile

Young Rebel Set gehören nicht nur zu den nettesten, höflichsten und zuvorkommendsten Bands, die ich jemals getroffen habe, sie haben mit ihrem zweiten Album auch bewiesen, dass sie sich vor den Großen der aktuellen britischen Indie-Folk-Rock Szene nicht verstecken müssen. Für einen Vergleich mit Mumford & Sons ist es vielleicht noch etwas zu früh - aber vielleicht auch nicht? Urteilt selbst...



3. Rykarda Parasol - Against The Sun

Kann mir eigentlich jemand sagen, warum die ganze Welt Lana Del Rey zu Füßen liegt, aber kaum jemand Rykarda Parasol kennt? Bereits seit Jahren bereichert sie mein Leben mit melancholischen Liedern von vollkommener Schönheit.
Seit 2003 hat die Singer-Songwriterin aus San Francisco immerhin drei Alben und eine EP veröffentlicht, die eigentlich immer von einem allumfassenden Weltschmerz handeln, aber trotzdem den Alltagsschmerz einer treuen Fangemeinde vergessen macht.
Oft werden Vergleiche mit Tom Waits, Patti Smith und PJ Harvey bemüht um ihren Stil zu beschreiben. Doch letztendlich kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass sich Rykarda Parasol selber zu einer Ikone des Rock Noir entwickelt.



4. Travis Barker & YelaWolf - Psycho White EP [2012]

Die EP erschien zwar bereits im November 2012, doch zähle ich die Veröffentlichung samt Musikvideos und Liveautritten zum Winter 2012 / 13 und somit zur Rückschau für das Jahr 2013.

Ich frage mich Rückblickend was diese 5 Songs, die u.a. in Zusammenarbeit mit Kevin Bivona (Studio & Live Musiker u.a. bei Tim Timebomb and Friends, Jimmy Cliff, +44, Sublime, Transplants), Mix Master Mike (Beastie Boys) sowie Tim Armstrong (Rancid, Tim Timebomb and Friends, Transplants) so besonders gemacht hat, dass sie mich den kompletten vergangenen Winter begleitet haben.

Die Antwort kann nur lauten: Psycho White war schlicht perfekt. Perfekt in vielfacher Hinsicht. Perfekt für den Winter, weil in jedem einzelnen Ton der Sunshine State zu hören war, nach dem sich seit 150 Jahren so viele Mittel-, Ost- und Nordeuropäer sehnen. Perfekt weil einige meiner Lieblingsmusiker zusammen gearbeitet und nicht enttäuscht haben - zumal die blink-182 EP und das Transplants Album nicht vollständig überzeugen konnten. Perfekt weil alle 5 Songs ein Video bekommen haben, dass den Drang sofort nach Kalifornien zu müssen noch verstärkt haben. Vor allem aber perfekt, weil hier ein Hip Hop Album entstanden ist, dass unendlich viel für die Verständigung zwischen Rap, Punk und ein Stück weit auch Reggae getan hat. Es ist fern ab vom austauschbaren Retorten-Rap, der uns fast stündlich auf DatPiff auf's Neue serviert wird. Das hier war harte Arbeit und echte Passion für die Musik von insgesamt 13 Musikern, die zu 5 Songs geworden sind, die auch in 10 Jahren noch gehört werden können.
Wer wird sich 2024 dagegen noch an Kid Ink, Tyga, Wiz Khalifa und all die anderen erinnern, die nicht einen Song live performen können und sich statt dessen lieber vollständig auf Image, Tattoos und Musikvideos konzentrieren?



5. Ghost - Infestissumam

Ghost! Oh mein Gott: GHOST! Warum habe ich diese Band erst 2013 entdeckt? Warum habe ich sie mir nicht in der Diamond Lounge im Keller des White Trash angesehen? Warum war ich nicht von Anfang an dabei, sondern erst nachdem Noisey und die Vice mich darauf gestoßen haben? Ich hätte auf meine Freunde hören sollen und mein Leben wäre schon viel früher von der unheiligen Macht des Papa Emeritus erhellt worden.

Ich liebe diese Band einfach und der Song "Montrance Clock" ist mein absoluter Lieblingssong 2013. Ich kann noch nicht einmal annähernd erahnen was aus dieser Band noch wird. Hallen und Stadien sind das mindeste. Vielleicht gehen meine Kinder in 20-30 Jahren zu Ghost Konzerten, wie ich heute zu Shows von Metallica, Kiss, Iron Maiden oder Black Sabbath und fragen sich "Warum konnte ich damals nicht dabei sein?". Meiner Meinung wurde hier nicht weniger als eine Metal Legende geboren. Wir verstehen das ganze Ausmaß von Ghost nur noch nicht.



6. Bad Religion - Christmas Songs EP

Ich weiß was ihr sagen werdet. Ein Weihnachtsalbum als Highlight für das gesamte Jahr 2013? Ist das nicht eine saisonale Geschichte, die bereits am 28. Dezember langweilig war? Jein! Denn dieses spezielle Weihnachtsalbum ist so unfassbar fantastisch, dass ich mich jetzt schon regelrecht freue es spätestens ab November wieder aus dem Regal zu holen und mindestens einmal am Tag zu hören.
Außerdem hat es mich zurück zu Bad Religion gebracht und dazu veranlasst mich wieder mit den letzten Releases einer Band zu beschäftigen, die vorher etwas aus meinem Spektrum verschwunden war.
Bad Religion haben sich nämlich ganz unauffällig aus dem Tief der Sony / Atlantic Jahre gespielt und klopfen jetzt an die Tore des Punk Olymp auf dem neben Green Day, The Offspring und blink-182 noch ein Plätzchen frei ist. Doch was Bad Religion den anderen voraus hat, ist die einfach Tatsache, dass sie immer noch eine authentische Band der Second Wave of Punk Rock sind, die auch ohne Massenkompatibilität ihren Weg ins Bewusstsein des Mainstreams schafft. Und vor allem sind Bad Religion Vorbilder, Ziehväter und Unterstützer der halben Amerikanischen Punk Szene und letztendlich auch Paten von The Offspring, Green Day und blink-182. Also tretet zurück Kiddos, die Crossbuster sind wieder da.



7. Kendrick Lamar - Good Kid, M.a.a.d. City (Deluxe Edition) [2012]

Kendrick Lamar war mal kurz der beste Rapper der Welt. Das war nachdem seine Zeilen auf Big Sean's Song "Control" gefeiert wurden und bevor Eminem's Song "Rap God" erschien.
Jetzt sind die Fronten wieder geklärt und der Status Quo hergestellt. Eminem ist der beste Rapper der Welt und lebt auf seinem eigenen Stern. Er spielt in seiner eigen Liga, wo Leute wie Kendrick nur zu Freundschaftsspielen vorbei kommen dürfen. Aber was schon immer der Problem mit Perfektion war, ist auch weiterhin, dass sie schnell langweilig wird. Mich hat seit "The Eminem Show" kein Eminem Album mehr so richtig gefesselt und wenn ich ehrlich bin mag ich im nachhinein eigentlich nur noch "The Slim Shady LP" und "The Marshall Mathers LP" sowie "Devils Night" von D12.

Kendrick Lamar dagegen hat ein Album gemacht, dass schlicht fantastisch ist und obwohl es eine Geschichte bzw. ein "Short Film by Kendrick Lamar" ist, wird es nie langweilig. Es ist kein Sammlung von 11 Lückenfüllern und 4 Singles, die man beliebig auf Party Playlisten ballern kann. Es ist ein Album, dass man sich komplett auf den MP3 Player haut und im Zug vom ersten bis zum letzten Song durchhört. Und danach wieder und wieder und wieder...

Ach ja, bevor ich es vergesse, das Album kam natürlich schon im Oktober 2012, aber bei mir ist der Hype erst im Januar 2013 angekommen und 3 der 4 Singles wurden ebenfalls erst 2013 veröffentlicht, deswegen nehme ich mir auch in diesem Fall einfach mal die Freiheit es in dieser Liste zu platzieren.



8. Motörhead - Aftershock

Was soll ich zu Motörhead sagen? Diese Band wird einfach immer besser und absolut alles was Lemmy tut, zementiert noch mehr, dass er der God of Rock 'n' Roll ist. Lemmy forever!



 9. Your Demise - Cold Chillin' EP

Das Jahr 2013 wurde bei Your Demise von zwei Nachrichten beherrscht: 1. neues Material, 2. das Ende der Band.

Groß war das Geschrei nach dem 2012er Album "Golden Age". Zu soft, zu eingängig, zu viele Pop Punk Einflüsse, zu viel klarer Gesang, zu viel Lächeln auf den Lippen. Doch letztendlich zählt doch nur eins: Das Lächeln auf den Lippen des Hörers.
Trotz des Erfolges und des Aufstiegs in die 1. Hardcore Liga, wollten sich die 5 Jungs aus Süd-England nicht nachsagen lassen, dass sie weich geworden sind und legten 2013 mit einem Kracher nach, der von der alten Härte des Albums "The Kids We Used To Be" (2010) geprägt war. Man könnte meinen damit hätten sie es geschafft. Die Kritiker waren versöhnt, die Band im Hardcore Mainstream angekommen, der Output von einem Album und zwei EPs in 2 Jahren war beachtlich und die Konzerte waren zumeist ausverkauft.

Doch schon kurze Zeit später kam die Ernüchterung: Mit Your Demise ist 2014 Schluss. Zurück bleiben 33 Songs mit Sänger Ed McRae, einige der besten Hardcore Shows die man sich vorstellen kann und unendlich viele positive Erinnerungen. Wenn mich meine Kinder mal fragen was bei uns damals so los war, werde ich sagen: Nicht viel. Irgendwie hingen wir in den Erinnerungen an die 80er fest, saugten aber gleichzeitig jede technische Neuerung auf, die sich uns bot und wollten dabei nie erwachsen werden. Es gab da mal eine Band, die ihre musikalische Karriere quasi auf diesem Post-Hedonismus aufbaute... Ihr Name? Your Demise.

Am 14. März 2014 werden sich Your Demise nach der Show in London offiziell auflösen.



10. Deez Nuts - Bout It.

Deez Nuts werden Kult. Für viele sind sie das schon und die anderen werden noch folgen. Es führt kein Weg an dieser Band vorbei. Musik zum feiern, Musik zum trinken, Musik um sich besser zu fühlen. Musik unserer Generation. Niemals erwachsen werden, niemals anpassen. Lieber feiern, trinken, rauchen, vögeln. Nebenbei ein bisschen Kohle machen und für neue Kicks ausgeben.
Unsere Welt ist traurig. Nicht, weil Krieg in unserer Umgebung herrscht, nicht weil wir hungern, nicht weil wir unterdrückt werden. Sondern, weil nichts mehr passiert. Weil uns unsere Bedeutungslosigkeit jeden Tag im Fernsehen, in der Zeitung, im Radio und im Internet vor Augen geführt wird.
Wir haben alles und wir haben nichts. Aber immerhin haben wir Bands wie Deez Nuts, die uns helfen eine gute Zeit zu haben. Denn letztendlich haben wir nur dieses eine Leben.
Morgen verändere ich die Welt, aber heute trinke ich noch einen mit den Bros als gäbe es kein morgen.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen